ZWEI LEBEN
Zwei Leben hatt‘ ich, scheint’s mir, zur Verfügung, das eine war voll Glück und voll Vergnügung, Ich flog hinauf bis in die höchsten Höh’n, und konnt‘ die Welt durch Siegeraugen seh‘n. Ich war die Auserwählte ohne Gleichen, die heiß begehrte Nummer Eins, konnt‘ mühelos jedes Ziel erreichen, denn Hindernis gab es keins. Ach, wäre mir zu leben doch gegeben, dies eine eindrucksvolle Leben! Ich fänd‘ keine Gründe mich zu beschweren, wenn die wahren Fakten nicht andere wären! Mir scheint’s, viel zu selten lebte ich Leben Nummer Eins Und bleibe dabei: Der Leben hatte ich zwei.
Dem zweiten ist gewidmet diese Strophe, gelind gesagt, war’s eine Katastrophe, ich nahm mir vor die allerhöchsten Höh’n, und blieb nach ein paar Schritten ratlos steh‘n. Ich fürchte, ich war weltfremd, ohne gleichen, und keine clev’re Nummer Eins, ich musste jedem Stärkeren weichen, und Ruhmesblatt gab’s für mich kein’s. Zum Glück war mir zu leben nicht gegeben, alleine dieses zweite Leben! Sonst müsst ich mich schämen und mich bekehren, wenn die wahren Fakten nicht andere wären! Mir scheint‘s, ich lebte weder Leben Zwei noch Eins, von beiden war es keins! Welch Leben war denn dann mein’s?
Chanson in Text und Musik, 1. August 2008
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ZIGEUNER JANOSCH
Ich habe, ich habe ihn Janosch genannt, den Zigeuner in meinem inneren Land, in meiner Landschaft ist er zuhaus’ und steigt aus mir heraus ... mit lachendem Gesicht... wild und ungezähmt, wenn er mich schlafend wähnt, doch ich schlafe nicht! Janosch, Janosch hebt die Geige, dass er mir im Schlafe zeige, wie auch meine Geige klingt, wenn sie jubiliert und singt. Janosch, Janosch, er kennt mich, kennt mich jeden Bogenstrich, weiss um Leiden und Verzicht, doch versteht mich lang schon nicht. Ich habe, ich habe ihn Janosch genannt, den Zigeuner in meinem inneren Land, auf meinen Wegen schreitet er aus, umstellt mein einsam’ Haus ... mit lachendem Gesicht... frech und angestaubt, wenn er mich schlafend glaubt, doch ich schlafe nicht! Janosch, Janosch hebt die Geige, dass er mir im Schlafe zeige, wie auch meine Geige klingt, wenn sie jubiliert und singt. Janosch, Janosch weiss genug, kennt mich jeden Atemzug, sieht mich bunt schon Jahr für Jahr, ziehn mit der Zigeunerschar. Ich habe, ich habe ihn Janosch genannt, den Zigeuner in meinem inneren Land, in meinen Nächten ist er zuhaus’ und steigt aus mir heraus... mit lachendem Gesicht... stolz mit mir vereint, wenn er mich schlafend meint, doch ich schlafe nicht! Janosch, Janosch hebt die Geige, dass er mir im Schlafe zeige, wie auch meine Geige klingt, wenn sie jubiliert und singt. Janosch, Janosch spielt mir auf, spielt mir meinen Lebenslauf, und legt seine Geig’ erst hin, bis ich mein Zigeuner bin.
um 1989
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Weu’ i positiv denk …
Weu’ i positiv denk, nimm i alles hin als Geschenk, was der Himmel mir schickt, doch selten nur bin ich davon entzückt! … Was sich die, da Oben wohl nur denken, wann’s aan so merkwürdig beschenken, des san schwerwiegende Fragen, doch was sollt’ i dazu sagen? Lieber deut ich’s positiv, grübel nach „Was lief hier schief?", wann i sehr verblüfft aus alle Wolken flieg, weil i ane aufs Dachel krieg. Ja, der Himmel ist net zimperlich, macht ma durch mei’ Rechnung gern an Strich, wie die da Droben rechnen weiß i net, nur dass a anders Resultat auf mein Papierl steht, nur dass ganz was anders auf mein Papierl steht! Weu’ i positiv denk, siiech i alles, was ma g’schieht, als Geschenk, sonst wär i längstens scho’ g’word’n verruckt, weil mir immer einer in die Suppen spuckt! Doch zur Demut angehalten, lasse ich die Schöpfung walten, und hab brav, wie alle Frommen, jede Prüfung hingenommen. Bin ich auch betroffen, tief, deut ich’s dennoch positiv, a wann i mi’ eigentlich darschießen könnt, weu’ scho’ wieder ein Wahnsinn rennt. Ja, im Himmel geht’s wohl komisch zu, dauernd pecken’s mi’ und geb’n ka Ruah, was dort Droben vorgeht weiß i net, i hob ka Ahnung net, i darat’s a net … drauf komm i net ... Wenn des so weiter geht, dann stirb i blöd! A wann i mi’ sehr kränk, nimm i alles hin als Geschenk, a wann i’s lieber z’rückschicken tät, …doch weiß i net, was das für Folgen hätt’ … Hab ich auch nie abgehirnt, was den Schöpfer so erzürnt, werd ich weiter mich zerreißen, damit g’schieht, wie mir verheißen! Doch wann i in Himmel kumm, und die meckern an mir rum, weu’s net wissen tan, was mit mir machen soll’n und mi’ drobmad net hab’n woll’n. Ja, dann werd’ i frag’n: „Was is denn des, z’erst verpatzt’s ma all’s und dann seid’s bös? So a Leben is doch ka’ Lercherlschaas, und wannst a Pech hast, bleibt es bis zum End a Kaas. Was Euch net passt hat, will i jetzt net hör’n, bittschön, laßt’s mi’ endlich …. selig werd’n!
Februar, 2008
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Die Wüste
Chanson von Christa Stracke, um 1988
Oft reise ich in die Wüste, je älter, je länger, je mehr, und such’, als ob ich’s besser nicht wüsste, dort noch immer das offene Meer. Ich schenke ihr tausend Gesichter, mein Name wird drunter gesetzt. Der Wind kommt als großer Vernichter, als hätt’s ihn persönlich verletzt. Ein Boot trag ich über den Rücken, es schleift hinter mir schwer im Sand, zu Boden möchte es mich drücken, da nehm’ ich ein Ruder zur Hand. „Ein Ruder zum Himmel erhoben, getaucht wie ins offene Meer", so denk ich, „wenn Unten wie Oben, dann hält mich im Sande nichts mehr". Beim Finden der vielen Gesichter, die man sich malt, und an die man glaubt, verdichten sich manche viel dichter, als je es ein Sandkorn erlaubt. Dann ist man auf einmal gefangen als Lichtschein am Sandros’kristall, durch die Wüste bin ich gegangen, ihr Blendwerk bracht mich zu Fall.- Die Wüste hab ich betreten, hab gedürstet bei Tag und bei Nacht, und trotz des Wachens, des steten, verlor’n ihre Gesichter nicht an Macht. Nur der Wind, als großer Vernichter, deckt all’ ihre Spuren zu. Das Blendwerk, die Sandros’, die Lichter, sie weichen zurücke, wie du. Oft reise ich in die Wüste als Zeichen von Illusion Und denk mir: Die Wüste ist triste Und ziehe doch auf und davon.
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Neujahrskonzert
Hörst, was is’n los? Du bist grean im G’sicht, geh rülps net, sag, bist noch b’soffn? Oder magst du keine Walzer nicht? Dann putz di und geh schlofn. Sagt es dir nicht dein Weana Bluat was ma’ am ersten Jänner tuat? I für mein’ Teil tua trotz Affen in die Glotzen gaffen. Gestern, gestern woan ma sylvestern, heut, heut tan ma neujahr’n. Mir san arme Brüder und Schwestern, drum brauch ma’ net ins Neujahrskonzert fahr’n! Und mir lahna im Pyjama, „schön is’", find ma, „des Panorama, und was die dort vü’ Blumen hab’n … na, hoffentlich bricht ihnen d’Orgel net z’samm! Hörst, der Dirigent, du, der zeigt die Zähnt, hörst, i wer’a Laberl, der schaut ja aus wie die Mickey Mouse, jetzt nagt er glei’ am Staberl! Du, der hat an Zorn, er is’ ausblend’t wor’n, jetzt tanzt des Opernballett, wie nett! Hörst, seh’n des die im Musikverein aa? Na? .. na, des is’ schad und blöd. Die seh’n nur die nackerten Weiber, gold lackiert san ihre Leiber, dafür sitzt das Publikum nur in die teuersten Hadern um. Nur die aller vornehmsten Binkeln starren ernst aus alle Winkeln, denen kommt ka Lacher aus … ob eam des recht wär, dem Johann Strauß? Himmelsakrament, hörst, des Tischtuch brennt, jetzt hau den Tschick ins Häusel, Denn jetzt kommt glei’ der große Moment … glei’ nach dem Gesäusel. „Prosit Neujoahr" schrei’n die Herrn im Chor, die Herren vom Orchester, ob de wohl a no an Zacken hab’n? … Gestern woa doch Sylvester! Gestern, gestern woan ma sylvestern, heut, heut tan ma neujoahrn. Mir san z’friedn mit unserm Schicksal, soll’n sa se o’strudl’n in ihr’n Musiksaal! Walzer, Polka und so fort, tat’s endlich weiter, denn bald kommt der Sport. Mia hob’n g’nua für die Bildung tan! … Drum schau ma jetzna des Schispringen an!"
Juni,
2006 |
IM KELLER
Ich gehe in den Keller, in den Armen ein Sack Mist, und verteile in die Tonnen, was nicht mehr zu brauchen ist. So vieles war mir einst wichtig, habe fest daran geglaubt, doch jetzt liegt’s da, null und nichtig, vergangen und verstaubt. Was ist schon ein alter Teller, was macht’s aus, dass er zerbricht? Etwas heller wird’s im Keller, und es flackert das Kellerlicht. Was soll mir der alte Krempel, der nicht mehr in mein Leben passt, Längst verfallen sind die Tempel, und die Bilder sind verblasst.
Ich steh in meinem Keller, und das fahle Licht, es zuckt, sonst bewegt sich nichts im Keller, nicht einmal ein Mäuschen muckt. So vieles nahm ich einst so wichtig, hielt es fest, als heilig mir, doch jetzt ist es null und nichtig, ist Müll und Altpapier. Es fällt mein Blick zu Boden, wo ein Stück Papier im Staub sich krümmt, eng beschrieb’n mit Liebesschwüren, einst allein für mich bestimmt. Diese Handschrift trägt den Stempel dessen, der sie einst mir schrieb, doch verfallen sind die Tempel, und kein Wort davon übrig blieb.
Ich stehe vor den Tonnen, und ich wirf die Deckel drauf, putz den Staub mir von den Händen, schau zum Kellerlicht hinauf. So vieles, was sonst noch wichtig, hat nicht (einmal) Kellerlicht erspät, doch alles wird null und nichtig, löst sich auf und vergeht.
Chanson und Text vom 16. Juni 2008
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ICH HÄTT SO GERN GEWUSST, WIE DIE WELT WIRKLICH IST
Ich hätt so gern gewusst, so gerne gewusst, wie die Welt wirklich ist, denn irgendwann, da muss ich geh’n, und hab doch viel zu wenig von der Welt gesehn. Die Welt, die Welt hab ich mir anders vorgestellt, ich hab geglaubt, sie wartet nur auf mich, und das Wichtigste auf dieser Welt wär‘ ich. Die Welt, sie hat mich angeschmiert, und mich zum Hochmut verführt, Ach, wie hätt‘ ich ahnen soll’n, wie wenig ich vermag, im kurzen Wimpernschlag, wo ich glaub, sie wär mein, die ganze Welt wär mein. Was würd‘ ich dafür geb’n, läg ich nicht so daneb’n, denn ich denk viel zu eng, doch wüsst‘ ich mehr, dann gäb ich Ruh, ich setzte mich in Frieden hin und schaute zu. Ich schaute zu in Ruh, geduldig, ohne Zwang, und dächt‘ bei mir: „Gottseidank", denn endlich hätt ich eingeseh’n, meinetwegen wird die Welt nicht untergehn. Die Welt, sie hat mich drangekriegt, und weil ihr gar nichts an mir liegt, hat sie mich so leicht besiegt. Wie hätt ich ahnen soll’n, dass sie mich gar nicht liebt, meine Welt, die Tod und Leben gibt! Ich hätt so gern gewusst,, so gerne gewusst, wie die Welt wirklich ist, denn wenn mich keiner hier vermisst und, wenn ich gehe, niemand wirklich traurig ist, hätt ich, wenn man’s bedenkt, mich grundlos angestrengt, und anstatt mich zu amüsier’n, für jeden Blödsinn meines Lebens zu genier’n. Die Welt, sie sah so wichtig aus, und weil ihr Ehre gebührt, hab ich sie imitiert im kurzen Wimpernschlag, der mir am Herzen lag und bald Geschichte ist, in der Welt, meiner Welt, die so vergesslich ist!
Chanson und Text: 22. September 2011
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ICH
BIN EIN BESCHRIEBENES BLATT Ich
hab einen Platz an der Mauer gewählt, hab der Welt den Blick auf mein
Blatt verstellt und
fand meine Tarnung gelungen. Mein
Blatt, auf dem vieles geschrieben steht, was wirklich niemand was angeht, hab
ich listig in die Ecke gezwungen, und
einen Platz tief im Schatten errungen. Ich
bin ein beschriebenes Blatt, das viel zu viel hinter sich hat. Ich
hoffe sehr, mein Plan hat geklappt, und ich werde von der Meute nicht
ertappt, denn
ich gelte als beschriebenes Blatt, welches Tag und Nacht was auf dem
Kerbholz hat. Ich
habe mein Blatt hin zur Mauer gedreht, in die Ecke, wo niemand es erspät, um
herzlos es abzureißen. Übers
Blatt, auf dem vieles geschrieben steht, was wirklich niemand was angeht, würd
den Mund man sich doch nur zerreissen, und
das, was draufsteht, verworfen heißen. Ich
bin ein beschriebenes Blatt, das viel zu viel hinter sich hat. Das
Normalste, find ich, wär es von der Welt, denn es blattelt jeden auf,
wenn er hinfällt. Ich
bin ein beschriebenes Blatt, welches nicht nur ein Mal schwer gesündigt
hat. Ich
habe mich tief bis zum Boden verneigt, denn sittsam hat sich die Welt
gezeigt, so
makellos und gediegen. Mein
Blatt, auf dem vieles geschrieben steht, was wirklich niemand was angeht, schütz
ich dennoch vor bösen Intrigen, und
ganz bestimmt sollt mein Blatt nicht auffliegen. Ich
bin ein beschriebenes Blatt, das viel zu viel hinter sich hat. Offensichtlich
bin nur ich es ganz allein, und der Rest der Welt zeigt sich mit
Heil’genschein. Ja,
ich bin ein beschriebenes Blatt, das als Sündenbock ein schweres Leben
hat. Es
ist ja das Meiste gelogen, gelogen in Bausch und in Bogen, geflunkert
ohne Ende. Mein
Blatt, auf dem vieles geschrieben steht, was wirklich niemand was angeht, und
was mancher mir neidisch missgönnte, war manchmal nur eine Zeitungsente! Ich
bin ein beschriebenes Blatt, das viel zu viel hinter sich hat. Was
ich auch angestellt hab, ich nähme es gern mit ins Grab, doch
beschrieben ist mein Blatt kreuz und quer, und als Sensationsblatt gebe
ich was her! Chanson aus ca. 1994, mit einem Text aus 2011 h hab einen Platz an der Mauer gewählt, hab der Welt den B |
ICH BILD MIR EIN, EIN GUTER MENSCH ZU SEIN
Ich bild‘ mir ein, ein guter Mensch zu sein, aber leider leb ich nicht allein und höre oft, ich bild‘ mir das nur ein, und Ich müsste doch ein viel, viel bess’rer Mensch noch sein, denn ich unterlass DIESES und DAS und wäre außerdem leider, leider unbequem! Ja, ich mach viel zu selten, wie die andern woll’n, auch wenn die Gründe felhten, hätt‘ ich’s machen soll’n. Früher hat’s deswegen gekracht, stand reuig und abdacht, und jeder hätt‘ so gern aus mir einen bessern Mensch‘ gemacht. APPLAUS! …doch leider wurd‘ nichts draus, ich steck noch mitten drin, und bin noch immer, wie ich bin. Bess’res kam nicht raus. KEIN APPLAUS! … das macht mir gar nichts aus, und ich muss desweg’n auch nicht mehr in der Ecke stehn. Ich unterlass DIESES und DAS und meide unbedingt, was mich in die Klemme bringt! Ja, ich mach vom Herzen gern, was ihr von mir wollt, wenn ich nur dadurch nicht besser werden sollt. Zum Glück fällt mir im Traum nicht ein, ein bess’rer Mensch als ICH zu sein, denn käm‘ was Bess’res raus? Ich hielte mich nicht aus. (oder : i hoitert mich net aus)
Chanson, Text und Musik vom 4. Dezember 2007
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I sitz auf mein’ Bankl
I sitz auf mein’ Bankl wie hing’malt, wie hing’malt, und i bleib drauf sitzen bis z’sammfallt, bis z’sammfallt … I sitz auf mein’ Bankl, und es wackelt vor sich hin, es quietscht laut und jammert, wie a oide Maschin’. . Bin eh ganz ruhig g’sess’n und hob mi’ net g’rührt, hab zum Aufstehn nur vergess’n, denn so is’ mei Gmüat! I bleib einfach sitzen und wart was passiert, denn so is’ mei Gmüat, i wart was passiert. Denn ginget i weiter käm i nie aus’n Schneider , denn i suachat mich krank Nach einer ähnlichen Bank! I sitz auf mein Bankl wie hing’spuckt, wie hing’spuckt, und bin von mein’ Bankl nie abg’ruckt, nie abg’ruckt! Derweil weiß i bis heut nicht, wie i zu ihm kommen bin, wie jede gute Freundschaft gleicht’s an Lottogewinn. Zwar ziag i mir manchmal an g’spitzt’n Schiefer ein, und zwick mir, so dass weh tut, mein Hintern in einer Ritzen ein. Doch bleib i einfach sitzen und streichel’s a no’, i kann nix dafür, es ist einfach so. Und die Leut sag’n: „Hörn’s, da hat’s was, ihr oids Bankl g’hört am Mistplatz, aber „Nix do, nix do", schrei i, „gehn’s ziagn’s do oo!" I sitz auf mein Bankl als ob es für ewig wär’, soll’s doch quietschen und jammern, das ist doch kein Malheur. I bleib einfach sitzen, nimm sein Alt-werd’n in Kauf, wer gibt schon a alte Freundschaft, nur weil’s alt ist, einfach auf? Ja, wär’ denn des a Freundschaft? Hörn’s, da pfeifert i glei’ drauf!
Februar, 2009
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Es war sehr nett, es hat mich g’freut …
Wenn i no’ was zu Vermelden hätt’ und fragerten mi’ die Leut’, dann sagert i nur: „Es war sehr nett, es hat mich sehr gefreut". Drauf stutzen d’Leut’ und sagen: „Was denkst, Du redst ja wie da Kaiser", doch dieser war, das wiss’ma längst, sehr viel, aber nur ka Weiser… Jetzt komm i selber schon in’d Joahr, wo i mi frag, ob i selber g’scheit woa? … Ja eh, hab so tan, hab tan wie’s im Büchel steht, doch vieles steht drinn, was i nimmermehr tät ... Was i zum Beispiel nimmer tät, aber wirklich nimmer tät ist, Dass i so tua als ob i die Weisheit mit’n Löffel g’fressen hätt. Denn deppert is, wann’s zu dir sag’n: „Was tuast’n wie a Kaiser? Was reißt denn so die Pappen auf, werd g’fälligst erst einmal weiser". Der Kaiser, sagt man, war sehr nett, doch leider hat er oft an Stiefel z’samm g’redt. Ja, g’scheit sein, g’scheit sein, das is schwer. Sehn’s das fühl ich, drum sag i nix mehr. Wann i irgendein Kaiser wär und sollt was „G’scheites sagen … ein bleibendes Zitat vielleicht … hör’ns, das schlagert sich mir am Magen. Was heißt (Z.B.) „Ganghofer essen Sie!" … „Gehen’s essen’s bis Sie plotzen"? Und hinterrücks, da fürchtet i, jetzt wird er demnächst kotzen. Vom Hof, da kommt die Höflichkeit, und selbst ein Hofnarr blieb höflich und g’scheit, und hat wie a Kaiser einstudiert, wie ma’ si’ blöd stellt, damit nix passiert. Wenn mi’ heut einer was Heiklichs fragt und will was G’scheits drauf hör’n, dann sag i nur: „Was, das wissen’s net? Gehngan’s haam und tan’s es klär’n." „Es war sehr nett, es hat mich g’freut", sag ich noch sehr befließen, … „und wollen’s wieder einmal mei’ Meinung hör’n, dann lassen sie mich’s wissen!".
September, 2005
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D’ Wintersonn’
D’Wintersonn’, …. leucht’ mir ins G’sicht, und ich geh mitten auf’n Gleis, i geh und ich geh … am Gleis der Straßenbahn D, d’Wintersonn’ im G’sicht, im gleißenden Licht … und Sonntag is’. Es läuten die Glocken grad Zwölfe im Lichtental, und ich hab g’nug Platz in der Sonn’, die so gleißt, da Gehsteig war mir lebenslang zu schmal, auch wann er tausendmal „Gehsteig" heißt. Die Wintersonn’ mit ihrem Licht macht, dass man vor lauter Licht nix mehr siiecht, und was ich seh’ ist nebulös. Ja, ja, die Wintersonn’ macht des … I geh, … ich geh wo i will, und keiner kann mir was eineplaudern, ich geh und i geh, mit heimlichem Schaudern, d’Wintersonn’ im G’sicht,, im gleißenden Licht … und Sonntag is’. Die Leut’ sitzen Z’haus, Z’mittag is, und sie habern in Scharen, sie soll’n si’ ihr Brad’l schmecken lassen, die Straßenbahnen, die sind a g’rad’ g’fahr’n, jetzt g’hört sie mir allein, die Althanstraßen! Nur ich geh in der Wintersonn, betracht’ die Lichtspiele rundumadum, und denk mir: „All’s ist rätselhaft … wie das die Wintersonn’ nur schafft?" … D’Wintersonn’, … wo lockt’s mich hin? Sie blend’t mich zwar no’, doch finster wird’s schon, … geh auf und davon … in Richtung Endstation, d’Wintersonn’ im G’sicht, im gleißenden Licht … und Sonntag is’. Mein’ Rucksack trag’ ich am Buckel und halt mich dran fest, fühl mich wie ein Fragezeichen am Gleis, hoff, dass sich keiner über mich dastößst, der auch da geht, aber von mir nix weiß. Die Wintersonn’ mir gleißend spricht, dass man auch bald von mir nix mehr siiecht, was’d andern g’sehn hab’n bleibt nebulös, ja, in der Wintersonn’…, do merkst des ….
Februar, 2005
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DU WÄRST’S GEWESEN
Nach einem abgeänderten Text aus 1992
Du, ja du, du wärst es gewesen, du, in deinen Augen hab ich’s gelesen, an deinem Herzschlag konnt‘ ich es spür’n, ohne je dich zu berühr’n, ohne die Hände zu heben, griffst du ein in mein Leben, zogst mir den Schleier von meiner Seele, du legtest sie blank, und zwangst mich zu lauschen dem süßen Gesang meiner Sehnsucht! Und, ich verlor mich in dir, ich verlor mich in dir, wie im Rosenrevier eines unsichtbaren Gärtners. Unsichtbar, wie der Gärtner war, sah ich Rosen verblühn, völlig unsichtbar, ganz wie Gärtner und Garten war.
Du, ja du, du bist gekommen, deine Schritte hab ich am Weg vernommen, vor meiner Tür fühlt ich dich steh‘n, ohne jemals dich zu seh‘n, ohne die Füße zu heben, gingst du ein in mein Leben, Tratst die Latten von meinen Zäunen In Unwissenheit, und zwangst mich zu schauen die Mächtigkeit meiner Wünsche! Und, ich verlor mich in dir wie ein Beutetier, im Jagdrevier eines unsichtbaren Jägers, Unsichtbar, auch die Narbe war, die im Herzen ich trug, völlig unsichtbar, wie den Jäger, der einst sie schlug.
Chanson, 22. Oktober 2011
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Die Domina von Oberlaa
Jeden Morgen, den Gott werden ließ, verließ die Domina von Oberlaa ihr dunkles Verlies um sich auf den Plätzen und Gassen als Madonna bewundern zu lassen. Sie tat es auch gern, denn die Damen und Herrn hielten sie, in der Früh, für die heilige Jungfrau Maria. Jeden Abend, den Gott werden ließ, verschwand die Domina von Oberlaa in ihrem Verlies, umgeben von Peitschen und Ketten, um ihr Leben vor Sündern zu retten, und malte sich aus, im verderblichen Graus, ihre Hiebe für die Diebe ihrer himmlischen Liebe... ... Domina von Oberlaa, bitt für uns, Amen! Doch niemand erschien in ihrem Verlies, die Sünder versäumten ihr Paradies. Es schäumte die Schöne und Gute, die da stand mit Peitsche und Rute und erschlug eine Ratte, die sich arglos zu ihr verirrt hatte... ...Ora pro nobis, bitt für uns, ora! Die Domina von Oberlaa erlag ihrem schweren Leiden und konnt’ sich in ihrer Todesstund’ als Jungfrau nicht mehr verkleiden. Man fand sie, in Stiefel, mit Peitsche und Straps, und es roch im Verlies nach Weihrauch und Schnaps... Domina!
Februar, 1996
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Der „Zentral"
Allerweu ist mir der „Zentral" noch lieber als der Styx, als der Stix von Stixneusiedel! Komm, Friedel, komm, sei dabei, Friedl, komm, sei dabei, geh mit mir am „Zentral". Sprech ma vor beim 2-er Tor, die lassen dort schon mit sich reden, denn am „Zentral", denn am „Zentral", dort nehmen’s jeden. Komm, Friedl, komm, sie werden uns schon ‘eine lassen, denn am „Zentral" da werden alle Rosen gossen. Allerweu lieg ich am „Zentral" noch lieber als im Bett, als im Bett von an Bosniegel, komm, Friedel, komm, laß das Bierkrügel, komm, sei dabei, geh mit mir am „Zentral"! Geh mit mir durch die Alleen, das ist doch net verboten, komm, grüß ma im Vorübergehn dort alle Toten. Komm, Friedel, komm, laß mich net länger warten und geh mit mir in Herrn Tod seinen Schrebergarten. Allerweu geh ich am „Zentral", wenn ich spür, wenn ich spür, es ist noch net vorbei, Friedel, denn, denn, san oft Wunder schon g’schehn, drum komm, gehen wir Zwei am „Zentral"! Schau’ ma zu die Ehrengräber, denn es liegt in manchem Grabe, einer der, genau wie wir, war ein Unglücksrabe. Komm, Friedel, komm, es ist noch lang net bewiesen, dass net auch auf unserm Grab einst Ehrenkreuze sprießen! Komm, Friedel, komm, wirst sehn, wir werden’s erleben, daß uns Zwei, da am „Zentral", ganz vorn, in der ersten Reih’, a Ehrengrab, a Ehrengrab geben.
Dezember, 1996
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DAS SCHNECKENHAUS
Neben mir liegt ein kleines Schneckenhaus, und wegen dir, steh ich jetzt voll daneben, und seh mich nicht draus. Sag, was willst du eigentlich? Warum, sag an, suchst grad mich? Warum lasst mich nicht in mein‘ Schneckenhäusel drin? Musst du unbedingt wissen, wer ich bin? Wer bin ich, und was möchte‘st du sehn, such dir was aus, ich hab nichts dagegen, vom Unkraut übern Goldregen ist alles, alles drin, und trotzdem ahnst du nicht, wer ich wirklich bin. Das, was du siehst, lebt im Schneckenhaus, doch das, was du NICHT siehst, erst das macht mich aus, und wo ich grad war, bin ich längst nimmermehr, mich aufzuspüren ist schwer.
Neben mir liegt ein kleines Schneckenhaus, und wegen dir, steh ich voll daneben, und seh mich nicht draus. Jetzt wirst du mich hinterfragen, was soll ich dir über mich schon sagen? … Außer dass ich, vielleicht, am ehesten noch find: Ich gleich meinem Schneckenhausgewind. Wie eine Spirale wind ich mich durchs Leben, erst war’s eng und finster, zu sehen hat’s nichts gegeben, erst kreisend in der Zeit wurd’s drin strahlend hell und weit, und ich schwing bald hinaus, übern Rand vom Schneckenhaus! Es kreisen die Kreise mit mir mitten drin, es schweigt die Spirale, frag ich, „wer ich bin", sie bebt nur ganz leise, und ich bebe mit, wenn mir Einer aufs Schneckenhaus tritt!
Chanson, Text und Musik vom 26. Februar 2008
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Bei mir hört sich die Kultur wohl auf
Jetzt hob eam no immer net erwischt, den Kerl, der mia goa so gern, goa so gern in die Eck’n pischt, jetzt hob allerweu no net erwischt! I lauer am Fenster jede Nacht, mit an Knallfrosch, der an g’sund’n Wirbel macht, i knallert eam gern ans vor’n Winker, diesem ekelhaften, blöden Stinker! … I hätt so gern vor meinem Fensterbrett, ein Mobilklosett! Ich würde ja eins abonnieren, doch die Stadt will es nicht finanzieren, und immer mehr, da komm i drauf: Bei mir, do hört si’ die Kultur wohl auf! I bin ka Donauinsulanerin und auf’n Rathausplatz bringen mi keine zehn Rösser hin, weu i vü’ z’vü beschäftigt bin! I lauer am Fenster jede Nacht, mit an Knallfrosch, der an g’sund’n Wirbel macht, doch leider schlaf i manchmal ein, und schon wieder stinkt’s zu mir herein! … I renn dem Magistrat die Türen ein, und seit Neuestem darf i nimmer rein. „Mei’ Eck’n", sag’ns ma, „gibt nix her" … als ob manches stille Örtchen schöner wär’! Und immer mehr, da komm i drauf: Bei mir, do hört si’ die Kultur wohl auf! Beim Rockevent ergibt’s an Sinn … a wann i danach, mindestens drei Tag tearisch bin, sehn’s dort stellen’s net nur A HÄUS’L hin! Ich ventilier für meinen Fall, einen großen, großen Pischerfestival, dann hätten’s endlich ihre Massen, um ein Häusel aufstellen zu lassen! Ich groll und klage, weil mir nichts gelingt, und mein Schicksal längst bis zum Himmel stinkt. Ach, fruchtlos bleiben die Beschwerden, diese Drangsal endlich loszuwerden, und immer mehr, da komm i drauf: Bei mir, do hört si’ die Kultur wohl auf!
Oktober, 2005
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